Sie haben es geschafft

Rothenburger Nachwuchshandballer holen sich den Titel bei der Mini-Weltmeisterschaft

 

ROTHENBURG – Die besten D-Jugend Handballer Bayerns kommen aus Rothenburg!

Am vergangenen Sonntag wurde das Team von Trainer Jürgen Brehm in München Weltmeister der Mini-WM. Nach 2019 war es das zweite Mal, dass eine Rothenburger Mannschaft diesen Titel gewann. Bis zu diesem herausragenden Erfolg war es ein langer Weg.

Die Mini-WM ist ein vom Bayer. Handballverband bayernweit ausgetragenes Turnier, das im Modus der echten WM der Männer gespielt wurde. 32 Teams aus allen 8 bayerischen Bezirken spielten im Oktober insgesamt acht Vorrundenturniere. Die jeweiligen Sieger, sowie die Zweit- und Drittplatzierten zogen in die Hauptrunde ein, die im November in vier Gruppen gespielt wurde. Jeweils die Mannschaften auf den ersten beiden Plätzen dieser Hauptrundengruppen qualifizierten sich für die Finalrunde (Viertelfinale, Halbfinale, Finale) in München.

Den Jugend-Teams wurden die jeweiligen Nationen der Männer WM zugelost. Die Rothenburger vertraten die Farben der Niederlande und hatten sowohl ihre Vorrunden- als auch die Hauptrundengruppe gewonnen. Weiterhin für die Finalrunde waren die Mannschaften Kuwait (HC Erlangen), Norwegen (TSV Ismaning), Algerien (HSC Coburg), Italien (DJK Rimpar), Bahrain (SG Biessenhofen-Martoberdorf), Kap Verde (VFL Günzburg) und Japan (TUS Priem) qualifiziert.

Alle genannten Mannschaften sind aktuell Tabellenführer der höchsten Spielklasse ihrer jeweiligen Bezirke. Die Mannschaft des HSC Coburg spielt sogar als C-Jugend in der Bezirksoberliga und ist auch hier Tabellenführer. Coburg wurde im Vorfeld daher auch als Titelfavorit gehandelt. Somit waren bei der Mini-WM die derzeit besten D-Jugend Mannschaften Bayerns am Start.

Das Rothenburger Team, Trainer und Eltern reisten bereits am Samstagvormittag an. Nach einem Stadtbummel in München ging es zurück ins Hotel, wo man bei Pizza und Getränken, sozusagen als Vorbereitung und Motivation, ein Spiel der Männer WM verfolgte. Am nächsten Morgen fuhr dann eine Rothenburger Kolonne Richtung Austragungsort, dem Bildungscampus in München-Riem. Dort wartete mit dem VFL Günzburg (Kap Verde) der zugeloste Gegner im Viertelfinale.

Die Spielzeit betrug zweimal 12 Minuten. Der TSV startete furios und lag schnell mit 7:2 in Führung. Die körperlich starken Günzburger erholten sich aber schnell von dem Rückstand und konnten in der 10. Spielminute auf 7:6 verkürzen. Beim Stand von 10:8 für Rothenburg wurden die Seiten gewechselt. In der zweiten Halbzeit blieb die Partie zunächst weiterhin eng. Rothenburg legte vor, Günzburg blieb dran. Großer kämpferischer Einsatz und eine hervorragende Abwehrarbeit waren die Gründe dafür, dass das Spiel Mitte der zweiten Halbzeit endgültig zu Gunsten der Rothenburger kippte. Nach dem 16:13 für den TSV konnten die Schwaben zwar noch einmal verkürzen, in den letzten Minuten gelang ihnen aber kein Tor mehr und der TSV baute die Führung bis zum Schlusspfiff auf 20:14 aus. Große Freude und Erleichterung machte sich danach im Rothenburger Lager breit. Die erste Hürde war geschafft und Team Niederlande zog in die Runde der letzten vier ein.

Im Halbfinale trafen die Rothenburger Jungs auf den HSC Coburg (Algerien). Coburg hatte sein Viertelfinale gegen den TuS Prien (Japan) deutlich mit 22:14 gewonnen und ging als Favorit in die Partie.

Von Beginn an entwickelte sich ein D-Jugendspiel auf aller höchstem Niveau, das an Spannung kaum zu überbieten war. Die körperlich überlegenen Coburger kamen immer wieder durch ihre starken Rückraumspieler zu Torerfolgen, Rothenburg hielt dagegen und stellte die Coburger Abwehr mit temporeichem, variablen Angriffsspiel ein ums andere Mal vor Probleme. Nach 3 Minuten schied Max Wack nach einem Zusammenprall mit Verdacht auf Gehirnerschütterung verletzungsbedingt aus und konnte nicht mehr weiterspielen. Die TSV-Jungs ließen sich von diesem Rückschlag aber nicht aus der Ruhe bringen. Josch Krüger übernahm fortan die Kreisläuferposition und machte sowohl im Angriff wie auch in der Abwehr ein hervorragendes Spiel. Nach 12 Minuten stand es 11:9 für Rothenburg. Coburg konnte jedoch mit einem direkt verwandelten Freiwurf zum Pausenstand von 11:10 verkürzen. Nach der Halbzeit setzten sich die Rothenburger auf 13:10 ab. Coburg ließ aber nicht locker und konnte beim 14:14 ausgleichen. Vier Minuten vor dem Ende gelang den Oberfranken die 15:14 Führung und das Spiel war gedreht. Die TSVler behielten in dieser hektischen Phase die Nerven, besannen sich auf ihre Stärken und machten keine Fehler. Dem stark aufspielenden Piet Wagner war es vorbehalten, mit zwei exzellenten Einzelaktionen das Spiel zu Gunsten seiner Mannschaft zu wenden. 30 Sekunden vor dem Ende stand es 16:15 für den TSV und Coburg hatte einen letzten Angriff, der mit einem technischen Fehler endete. Dann war Schluss und die jungen Rothenburger standen nach einer spielerischen und kämpferischen Glanzleistung im Finale der Mini-WM.

Der Endspielgegner hieß HC Erlangen (Kuweit). Die Erlanger hatten sich im zweiten Halbfinale gegen den TSV Ismaning (Norwegen) mit 17:15 durchgesetzt.

Gegen den Bundesliganachwuchs aus Erlangen hatten die Rothenburger bereits in der Hauptrunde gespielt und gewonnen, allerdings fehlten dem HC damals drei wichtige Spieler, die jetzt im Finale, welches 2 mal 15 Minuten gespielt wurde, dabei waren. Trainer Jürgen Brehm hatte seine Mannschaft sehr gut auf die Erlanger, insbesondere auf deren defensive Abwehr eingestellt. Erlangen hatte zu Beginn große Mühe mit den einstudierten Abläufen der Rothenburger Offensive. So kamen die Rückraumspieler, Felix Kersten, Piet Wagner und der überragende Mick De Angelis immer wieder zu Durchbrüchen. Allerdings gelang es auch dem HC seinerseits im Angriff des Öfteren über die Kreisposition zum Abschluss zu kommen, so dass die Partie beim 8:8 nach 12 Minuten völlig offen war. Danach hatte die TSV Abwehr die Erlanger aber fest im Griff und ließ bis zur Halbzeit keinen Treffer mehr zu. Dies lag auch an einigen tollen Paraden von Torhüter Paul Küstner. Auf der anderen Seite ergaben sich zunehmend Freiräume auf den Außenpositionen und am Kreis. Finn Brehm, Tim Geyer und Josch Krüger nutzen diese zu weiteren Treffern. Die drei Jungs zeigten im Finale ihre bislang beste Leistung überhaupt. Mit 12:8 für den TSV wurden die Seiten gewechselt. Jürgen Brehm ließ nach der Halbzeit Piet Wagner statt auf seiner angestammten Rückraum-Rechts-Position im linken Rückraum spielen, Felix Kersten wechselte von der linken auf die rechte Seite. Mit dieser taktischen Maßnahme kam Erlangen überhaupt nicht zurecht und so konnte sich der TSV immer weiter absetzen. Beim 18:11in der 20. Minute war bereits eine Vorentscheidung gefallen und der Trainer nutzte die verbleibende Zeit, um allen Spielern noch einmal Finalspielzeit zu ermöglichen. „Oh wie ist das schön“ schallte es von den Zuschauerrängen, als Mick Meyer eine Minute vor Schluss das letzte Rothenburger Tor zum 23:17 Endstand erzielte. Nachdem die letzten Sekunden heruntergezählt worden waren, brachen alle Dämme und der Jubel kannte keine Grenzen mehr. Spieler und Trainer tanzten im Kreis und auf der Tribüne lagen sich Eltern und Fans in den Armen.

Die Mannschaft und ihr Trainer hatten es tatsächlich geschafft. Sie wurden Bayerischer Meister und Sieger der Mini-WM.

Dieser Erfolg war nur auf Grund einer außergewöhnlichen Mannschaftsleistung in allen drei Spielen möglich. Jeder hatte seinen Teil zu diesem großartigen Erfolg beigetragen. Einen Spieler gilt es dennoch hervorzuheben. Mick De Angelis war nicht nur erfolgreichster

Torschütze, sondern auch Dreh- und Angelpunkt im Rothenburger Spiel. Leider wurde der beste Turnierspieler bei der vom Präsident des Bayerischen Handballverbandes durchgeführten Siegerehrung nicht ausgezeichnet. Mick De Angelis hätte diese Auszeichnung sicherlich verdient gehabt. Aber auch so brach noch einmal großer Jubel aus, als die Jungs den Siegerpokal in die Höhe streckten. Müde und voller Glücksgefühle traten die Rothenburger nach einem ereignisreichen Wochenende die Heimfahrt nach Rothenburg an, wo man den Weltmeistertitel in einer Gaststätte noch gebührend feierte.

Dieser Erfolg unterstreicht einmal mehr die hervorragende Jugendarbeit der Handballabteilung des TSV. Ziel der Verantwortlichen ist es nun, diesen Ausnahme-Jahrgang zusammenzuhalten und weiter zu fördern, um auch in den künftigen Altersklassen erfolgreich sein zu können.

Auch digital war die Mini-WM ein Erfolg für den TSV. Michael De Angelis und Timo Wagner sorgten dafür, dass das komplette Turnier via Live-Stream in die heimischen Wohnzimmer übertragen wurde. Das Angebot wurde sehr gut angenommen. Die Spiele der Jungs verfolgten in der Spitze über 150 Zuschauer.

Der erfolgreichen Mannschaft in München gehörten an:

Paul Küstner, Noah Mayer (beide Tor), Mick De Angelis, Max Wack, Finn Brehm, Felix Kersten, Piet Wagner, Valentin Grups, Josch Krüger, David Wüllner, Leo Präger, Tim Geyer, Mick Meyer, Ben Schubart.

Trainer: Jürgen Brehm

Torwart Trainer: Steffen Ehrlinger