Den Adlern die Flügel gestutzt

Mit 30:29 (13:11) haben die Bayernligahandballer des TSV 2000 Rothenburg ihr Gastspiel bei der SG Regensburg, die sich selbst als „Regensburg Adler“ bezeichnet, gewonnen. Auch wenn es am Ende noch knapp wurde, war der Auswärtssieg der Tauberstädter absolut verdient.

Die Schützlinge von Trainer Bernd Becker zeigten sich im Vergleich zur Vorwoche in allen Belangen deutlich verbessert. Da man mit der SG Regensburg aber auch ein anderes Kaliber vor der Brust hatte, war dies die Grundvoraussetzung, um in der Fremde erfolgreich zu sein. Das verletzungsbedingte Fehlen von Regisseur Niko Stojanov wurde insbesondere durch Anton Ehrlinger hervorragend kompensiert, die Abwehr stand in Verbindung mit dem erneut überragenden Torhüter Andreas Amann sattelfest und im Angriff bewegte sich die Fehlerquote auf einem niedrigen Niveau. Da sich auch die Gastgeber stark präsentierten, entwickelte sich ein Spiel auf gutem Bayernliganiveau in dem sich in der ersten Spielhälfte keine Mannschaft absetzen konnte. Oft führten die Beckerschützlinge, Regensburg konnte aber immer wieder den Ausgleich herstellen. Sehr schnell war auch die von Trainer Becker ausgegebene Marschrichtung zu erkennen: Nach Ballgewinnen oder Toren der Hausherren schalteten die Rothenburger schnell um und kamen somit zu vielen einfachen Torerfolgen. Die Gastgeber hingegen mussten sich ihre Treffer sehr viel schwerer erarbeiten. Kurz vor dem Pausenpfiff der hervorragend leitenden Schiedsrichter Felix Donaubauer und Benedikt Wille (Altenerding) war es Dennis Orf, der beim 12:10 die erste Zweitore-Führung der Gäste herstellen konnte (29. Spielminute). Diese hatte auch zur Pause noch Bestand, nach einem Siebenmetertreffer des besten Regensburger Torschützen, Steffan Meyer, traf Nedim Jasarevic, seines Zeichens ebenfalls treffsicherster Schütze seines Teams, zum 13:11 Pausenstand.

Den ersten Angriff nach der Pause konnte dann Anton Ehrlinger zur ersten Dreitore-Führung der Gäste abschließen. Die Tauberstädter hielten das Tempo weiter extrem hoch, was bei den Hausherren erste konditionelle Probleme sichtbar werden ließ. Nach dem Anschlusstreffer zum 17:18 durch Konstantin Singwald gelang den Rothenburger ein Zwischenspurt mit drei Treffern in Folge zur 21:17-Führung, Torschützen waren Dennis Orf, Nedim Jasarevic und Phillip Schemm (40. Spielminute). Auch bei den Spielständen von 24:20 und 25:21, beide Treffer erzielte Patrick Schneider, hatte der deutliche Vorsprung der Gäste Bestand. Im Anschluss konnte Regensburg zwar auf zwei Tore verkürzen (23:25), als Gabriel Gluhak in der 56. Spielminute aber das 29:25 für Rothenburg erzielen konnte sah es nach der Vorentscheidung zu Gunsten der Gäste aus. Der Trainer der Hausherren, Kai-Uwe Pekrul, setzte nun auf eine extrem offene Deckungsvariante mit der die Tauberstädter so ihre Probleme hatten. Dies führte dazu, dass der Vorsprung Tor um Tor dahinschmolz und die Regensburger in der Schlussminute, nach einem erfolgreichen Siebenmeter-Strafwurf von Steffan Meyer, den Ausgleich zum 29:29 geschafft hatten. Im Gegenzug konnte dann Phillip Schemm auf Linksaußen freigespielt werden, dieser blieb cool, setzte einen seiner berühmt-berüchtigten Heber an und bugsierte das Spielgerät über den Regensburger Torhüter Lars Goebel hinweg ins Regensburger Heiligtum. Die Regensburger waren dann ca. 25 Sekunden vor Spielende erneut im Ballbesitz und hatten die Möglichkeit mit dem finalen Angriff doch noch den Ausgleich herzustellen. Aufgrund eines technischen Fehlers schenkten sie den Ballbesitz aber wieder her und die Tauberstädter konnten die verbleibende Spielzeit herunterlaufen lassen und mit dem Schlusssignal den nächsten Auswärtssieg bejubeln.

„Heute haben meine Jungs die richtige Reaktion auf die schwache Leistung in Erlangen-Bruck gezeigt. Alles, was wir uns vorgenommen hatten, wurde sehr gut umgesetzt und wir gehen als verdienter Sieger vom Feld“ fasste ein zufriedener Bernd Becker nach Spielende die Partie zusammen. Auch der Regensburger Trainer Kai-Uwe Pekrul akzeptierte den Sieg der Gäste: „Das war heute eine sehr starke Leistung der Rothenburger. Meine Mannschaft hat auch vieles richtig gemacht, unter dem Strich waren die Gäste aber etwas besser und nehmen die Punkte verdient mit nach Hause“. In Regensburg haben die Tauberstädter erneut bewiesen, dass sie aufgrund ihrer sehr guten Physis über 60 Minuten marschieren können und der gut und breit besetzte Kader absolutes Bayernliganiveau hat. Auch die gute Deckungsreihe, die die Protagonisten des Hinspiels, Valentin Deml und die Simbeck-Brüder, gut im Griff hatte, war Grundlage für den Auswärtserfolg. Vor den letzten sechs Spielen der Vorrunde, von denen die Rothenburger vier zu Hause bestreiten werden, haben sie nun zehn Punkte gesammelt und weiterhin eine sehr gute Ausgangsposition, um am Ende einen Platz unter den ersten vier Mannschaften zu erreichen und damit die Abstiegsrunde zu vermeiden.

Rothenburg: Amann (1.-60.), Sand (bei zwei Siebenmetern) (Tor); Schemm (4), Demel, Cl. Keller (2), Gluhak (2), Schneider (6), Schmidt, A. Ehrlinger (3), Orf (4), Jasarevic (8/1), Krauter, Chr. Keller, Altwish (1)

Regensburg: Hertel, Goebel (Tor); Meyer (9/7), Va. Deml (4), Singwald (8), Vi. Deml (1), Haß (1), Mulitze (1), Winkelmann, B. Simbeck (2), J. Simbeck (2), Heinle, Vasold (1)

Spielverlauf: 0:1, 4:5, 7:8, 10:12, 11:13 (HZ); 11:14, 13:16, 16:17, 17:21, 20:24, 25:29, 29:29, 29:30

Siebenmeter:
Rothenburg 3 (Jasarevic trifft 1, verwirft 2)
Regensburg 7 (Meyer trifft alle)

Zeitstrafen:
Rothenburg 2 (Orf und Jasarevic je 1)
Regensburg 4 (J. Simbeck 2, Mulitze und Heinle je 1)

Schiedsrichter: Felix Donaubauer und Benedikt Wille (SpVgg Altenerding)

Zuschauer: 150