Kempa-Trick ins Glück

Mit 31:30 (15:17) haben die Bayernligahandballer des TSV 2000 Rothenburg das vorletzte Heimspiel der Saison gegen den VfL Günzburg gewonnen. Mit einem Tor nach einem Kempa-Trick, sieben Sekunden vor Spielende, brachte Patrick Schneider die Halle nach einer dramatischen Schlussphase zum Überkochen.

Der Kempa-Trick, erfunden von der deutschen Handball-Legende Bernhard Kempa, bei dem ein Spieler angespielt wird, während er in den Kreis springt, den Ball in der Luft fängt und aufs Tor wirft, gilt als hohe Schule der Handballkunst. Aufgrund der Komplexität wird er häufig bei deutlichen Führungen angewandt. Srdjan Ilicin und Patrick Schneider griffen am Samstagabend beim Spielstand von 30:30 vier Sekunden vor Spielende tief in die Trickkiste und brachten damit eine hochklassige und am Ende dramatische Bayernligapartie zu einem guten Ende. Doch der Reihe nach: Nachdem zuletzt große Personalsorgen Trainer Bernd Becker geplagt haben, konnte er gegen Günzburg bis auf den verletzten Niko Stojanov seinen kompletten Kader aufbieten. Die Tauberstädter starteten dann auch gut in die Partie und lagen in der Anfangsphase ständig mit einem oder zwei Toren in Führung. Erst in der 14. Spielminute gelang dem Günzburger Noah Heisch mit dem Treffer zum 7:8 die erste Gästeführung. Die Hausherren zeigten in der Folge Schwächen beim Rückzugsverhalten, wodurch Günzburg zu einigen leichten Torerfolgen kam. Anders als im Hinspiel vor zwei Wochen, als die Becker-Schützlinge ebenfalls stark begannen, konnte Günzburg dieses Mal nicht schon vor der Pause uneinholbar davonziehen und so wurden nach dem 15:17 durch Dennis Orf die Seiten gewechselt.

Direkt nach dem Seitenwechsel schafften die Tauberstädter durch Anton Ehrlinger und Srdjan Ilicin den schnellen Ausgleich zum 17:17 und die Partie war wieder völlig offen. Bis zum 21:21 in der 43. Spielminute ging es dann mit wechselnden Führungen weiter. Drei Tore von Nedim Jasarevic, Patrick Schneider und Aziz Altwish sorgten dann für die erste Rothenburger Dreitore-Führung zum 24:21. Die von Dennis Orf wieder einmal bestens organisierte Abwehrreihe stand nun sicher und Torhüter Andreas Amann, der nach der Pause für Arnold Kiss gekommen war, bestätigte seine bestechende Form der letzten Wochen in dem er reihenweise Günzburger Großchancen vereitelte. Unter anderem das vor der Pause noch sehr erfolgreiche Umschaltspiel der Gäste kam nun arg ins Stocken. Als vier Minuten vor Spielende Rothenburg mit 30:28 in Führung lag, begann die dramatische Schlussphase. Zunächst kam Günzburg nach einem technischen Fehler der Hausherren in Ballbesitz und David Pfetsch erzielte mit seinem achten Treffern den Anschluss zum 30:29. Im nächsten Angriff gaben die Tauberstädter den Ballbesitz erneut leichtfertig her und zu allem Überfluss schickten die Unparteiischen Nedim Jasarevic für zwei Minuten auf die Strafbank. Nicolai Jensen konnte die Überzahl nutzen und für Günzburg den Ausgleich zum 30:30 erzielen. Nach einem Fehlwurf der Gastgeber kamen die Gäste in der Schlussminute dann erneut in Ballbesitz, den sie nach einem Fehlwurf von Nicolai Jensen, der sichere Beute von Torhüter Amann wurde, schnell wieder abgaben. Trainer Becker nahm dann 22 Sekunden vor Spielende sein letztes verbliebenes Team-Timeout und stellte seine Mannschaft auf den letzten, entscheidenden Angriff des Spiels ein. Der Ball gelangte zu Rechtsaußen Srdjan Ilicin, der das Spielgerät zum anfliegenden Patrick Schneider passte, welcher es ins Tor bugsierte und zum Matchwinner wurde.

Nach den Erfolgen gegen Bayreuth und Regensburg haben die Tauberstädter wieder einmal mit ihrer Heimstärke ein Spitzenteam der Bayernliga geschlagen. Ein Erfolg, der nach der mäßigen Leistung beim Hinspiel in Günzburg vor zwei Wochen nicht unbedingt zu erwarten war. Die geringe Fehlerquote im Angriff mit den besten Torschützen Anton Ehrlinger (9) und Nedim Jasarevic (7) und die sehr gute Abwehrarbeit, mit der insbesondere der Günzburger Top-Torschütze Kilian Weigl im Zaum gehalten werden konnte, waren neben den Glanztaten von Torhüter Amann die Grundlagen des Erfolgs. Nach dem spielfreien nächsten Wochenende wartet die Auswärtsaufgabe beim Tabellennachbarn Drittligaabsteiger DJK Waldbüttelbrunn auf die Becker-Schützlinge, zu dem man bei einem Erfolg aufschließen könnte.

Rothenburg:
Kiss (1.-30.), Amann (31.-60.) (Tor); Schemm (1), Gluhak, Schneider (5), T. Ehrlinger (1), Schmidt, A. Ehrlinger (9), Orf (1), Jasarevic (7), Keller, Altwish (2), Ilicin (5/4), Koppler

Günzburg:
Lohner, Bieber, Langhans (Tor); Pfetsch (8), Meye (1), M. Jahn (4), Spengler, A. Jahn, Heisch (4), Jensen (5), Telalovic, Schmidt, Jäger (2), Scholz, Weigl (6/2)

Spielverlauf:
1:0, 4:2, 6:4, 7:8, 11:13, 14:17, 15:17 (HZ); 17:17, 19:19, 21:21, 24:21, 28:26, 30:28, 30:30, 31:30

Siebenmeter:
Rothenburg 4 (Ilicin verwandelt alle)
Günzburg 2 (Weigel verwandelt beide)

Zeitstrafen:
Rothenburg 3 (Gluhak, Schmidt und Jasarevic je 1)
Günzburg 2 (M. Jahn und Jäger je 1)

Schiedsrichter:
Carsten Hehn und Nicolas Weiß (MTV Stadeln / SG Helmbrechts/Münchberg)

Zuschauer:
280