Völlig unnötige Niederlage

Nach vier Siegen in Folge ist die Serie der ERSTEN gerissen. In Erlangen musste sie eine absolut unnötige 23:22-Niederlage gegen den TV Erlangen-Bruck hinnehmen. Der Blick auf die anderen Ergebnisse des Wochenendes macht die Niederlage noch ärgerlicher. Statt punktgleich mit dem Tabellenführer aus Rimpar zu sein, liegt die ERSTE gleichauf mit dem HSC Bad Neustadt und dem HSC 2000 Coburg 2 auf Platz vier.

Es war ungefähr 16.30 Uhr am Sonntagnachmittag, als in der Erlanger Hiersemann-Halle das wahr wurde, was unsere Jungs wohl nicht für möglich gehalten hatten: Die Hausherren bejubelten ihren Sieg überschwänglich und bei der ERSTEN machte sich Ratlosigkeit ob der feststehenden Niederlage beim Tabellenletzten breit. Dabei sprach vor der Partie eigentlich alles für einen weiteren Sieg von Bernd’s Jungs. Alle Feldspieler gesund und fit an Bord und mit dem Rückenwind aus den letzten Partien beim Schlusslicht zu Gast, bei dem auch noch wichtige Leistungsträger fehlten. Der Start gelang dann auch sehr gut, die Abwehr stand sicher, die Angriffe wurden konzentriert ausgespielt und die sich bietenden Torchancen sicher verwandelt. So stand es in der 12. Minute 7:4 für die ERSTE, auffälligster Torschütze war Aziz Altwish, der vier Treffer erzielen konnte. Was dann aber passierte, bleibt ein ungeklärtes Rätsel. Von einer auf die andere Minute ging das gute Angriffsspiel der Anfangsphase komplett verloren. Nun wurde überhastet und ohne echte Torchance der Abschluss aus dem Rückraum gesucht oder das Spielgerät aufgrund technischer Fehler und Fehlpässe hergeschenkt. Die Gastgeber ließen sich nicht zwei Mal bitten, sondern nahmen die Geschenke gerne an und drehten mit fünf Toren am Stück das Ergebnis auf 9:7. Bernd Becker versuchte nun mit einer Auszeit wieder mehr Ordnung ins eigene Spiel zu bringen und den Lauf der Gegner zu brechen. Zugehört haben ihm seine Jungs wohl nicht wirklich, denn in den Folgeminuten baute Erlangen-Bruck die Führung sogar auf 13:8 aus. In dieser Phase konnte die ERSTE in 16 Minuten nur ein (!) Tor erzielen, hinzu kam noch eine Verletzung von Niko Stojanov, aufgrund derer er nicht weiter eingesetzt werden konnte. Im direkten Anschluss konnte der Rückstand auf 11:14 verkürzt werden, weitere Treffer gelangen bis zur Pause nicht. Kurz vor dem Pausensignal sah der Brucker Christian Steinmann, mit sechs Toren bester Torschütze seiner Mannschaft, noch die rote Karte, weil er Gabriel Gluhak beim Wurf auf das leere Tor von hinten in den Wurfarm griff. Mit dem fälligen Siebenmeter-Strafwurf scheiterte Nedim Jasarevic am Brucker Torhüter Dominik Goder.

Auch nach der Pause war zunächst keine Leistungssteigerung bei unseren Jungs zu sehen, im Gegenteil, die Hausherren konnten die Führung sogar auf 16:12 ausbauen (34. Minute). Dass sie es besser können, bewiesen die Jungs dann in den darauffolgenden Minuten, als ihnen fünf Tore in Folge gelangen und sie beim Stand von 16:17 wieder in Führung gehen konnten (42.). Nun keimte auch bei den zahlreich mitgereisten Fans, die in der Halle deutlich in der Überzahl waren, die Hoffnung auf, dass doch noch der fünfte Sieg in Folge gelingen könnte. Da das zwischenzeitliche Angriffsstrohfeuer aber schnell wieder erloschen war, wurde diese Hoffnung leider erneut enttäuscht. Die Hausherren, zwischenzeitlich durch eine weitere rote Karte weiter dezimiert und den Trainer als zusätzlichen Spieler eingetragen, boten zwar auch keine gehobene Handballkost, warfen aber volles Engagement in die Waagschale und machten das Beste aus ihren beschränkten Mitteln. Sie konnten damit den Rückstand zunächst ausgleichen und dann auch wieder in Führung gehen (18:17, 44.); Christian Keller und Anton Ehrlinger brachten die ERSTE dann beim 19:18 erneut in Front. Bruck konnte aber auch diesen Rückstand egalisieren und auch wieder in Führung gehen. Beim Stand von 21:21 konnte Andreas Amann dann einen Siebenmeter gegen Jan Carlos Völcker parieren, aber auch dieses Signal kam bei seinen Vorderleuten leider nicht an. Im Gegenteil, nach zwei Ballverlusten leuchtete die 23:21-Führung der Hausherren von der Anzeigetafel. Aziz Altwish verkürzte auf 23:22, zwei Sekunden vor Spielende wurde ein Wurfversuch erneut die Beute des Brucker Torhüters, wodurch die bittere Niederlage der ERSTEN feststand.

„Wir gewinnen als Team und wir verlieren als Team. Heute haben wir leider kollektiv versagt, selbst das am Ende mögliche Unentschieden wäre unverdient gewesen“ war Bernd Becker nach Spielschluss bedient. „Mit fehlender Einstellung und maximal 60% abgerufenem Leistungsvermögen verliert man eben auch beim Tabellenletzten“ so Bernd weiter. Nachdem nun die Hälfte der Vorrunde absolviert ist, liegt die ERSTE tabellarisch zwar genau im Soll, eine große Chance, sich weiter von den Plätzen, die die Abstiegsrunde bedeuten zu entfernen, wurde in Erlangen aber grob fahrlässig vertan. Bis zur Endabrechnung hat die ERSTE aus sieben Spielen vier Heim- und drei Auswärtsspiele zu bestreiten. Los geht es am kommenden Samstag bei der SG Regensburg, bei der die Trauben vermutlich hoch hängen werden.

Rothenburg: Sand (1.-24.), Amann (24.-60.) (Tor); Schemm, Demel, Gluhak, Schneider (1), Schmidt (1), A. Ehrlinger (4), Orf (3), Jasarevic (4/2), Stojanov (1), Krauter (1), Chr. Keller (2), Altwish (5)

Erlangen-Bruck: Goder, Golla (Tor); Neuß (4), Scholten, Völcker (2), Knerr (2), Steinmann (6/1), Raucheisen (1), Härtl, Kessler (4), von der Burg, Stöckl (4)

Spielverlauf: 1:0, 1:2, 4:4, 4:7, 9:7, 13:8, 14:11 (HZ); 16:12, 16:17, 18:17, 18:19, 21:21, 23:22

Siebenmeter: Rothenburg 4 (Jasarevic trifft 2, verwirft 1; Ehrlinger verwirft 1)
Erlangen-Bruck 3 (Steinmann trifft 1, verwirft 1; Völcker verwirft 1)

Zeitstrafen:
Rothenburg 3 (Schmidt, Krauter und Keller je 1)
Erlangen-Bruck 6 (von der Burg 3; Neuß, Völcker und Knerr je 1; Disqualifikation gegen
Steinmann)

Schiedsrichter: Maximilian Krämer und Michael Mund (TSV Allach)

Zuschauer: 80